Kartoffelschäler und Lichtschalter wecken technisches Interesse von Kindern in Kitas
In der Kita Björnflokan in der schwedischen Gemeinde Borås wird derzeit ein spannendes Technikprojekt durchgeführt, das sowohl bei den Kindern als auch bei den pädagogischen Fachkräften auf großes Interesse stößt. Hier wird Alltagstechnik anhand von Lichtschaltern, Kartoffelschälern, Kabelbindern und Besteck erkundet. Die Kinder erfahren, wie diese Gegenstände funktionieren, wie sie im Alltag verwendet werden und welche Rolle sie in der menschlichen Entwicklung gespielt haben. Wir haben die Pädagogin Evelina Maurits getroffen, um mehr über das innovative Projekt zu erfahren und darüber, wie man in ihrer Kita mit dem Projekt in Unikum arbeitet.

Sich selbst als Pädagoge/Pädagogin herausfordern
Die Kita Björnflokan arbeitet auf der Grundlage eines übergreifenden Themas mit dem Namen „Mein Borås“, bei dem Kinder und pädagogische Fachkräfte ihre lokale Umgebung durch verschiedene kleinere Projekte in Bereichen wie Mathematik, Sprache und Technik erkunden.
Anfang des Jahres arbeiteten Evelina Maurits und ihre Teammitglieder an dem Projekt „Ich und mein Viertel“. Im Verlauf der Arbeit stellten sie fest, dass die Kinder Interesse am Bauen und Konstruieren zeigten. Daraus entstand die Idee, ein reines Technikprojekt zu starten, obwohl Evelina Maurits aufgrund ihrer eigenen Unsicherheit, was Technik betrifft, zunächst zögerte.

„Ich stelle fest, dass viele pädagogische Fachkräfte, mich eingeschlossen, Angst davor haben, mit den Kindern Themen anzugehen, bei denen Sie sich nicht besonders wohl oder nicht gut informiert fühlen. Aber anstatt mich von meiner Unsicherheit einschränken zu lassen, habe ich beschlossen, mich durch dieses Projekt selbst herauszufordern. Wir schafften neue Literatur zum Thema Technik an und begannen, gemeinsam mit den Kindern zu lernen. Das ist etwas, was wir pädagogische Fachkräfte meiner Meinung nach mehr wagen sollten: gemeinsam mit den Kindern Dinge zu erforschen.“
Alltagstechnik als Einstieg
Das Technikprojekt lief Mitte August an und die pädagogischen Fachkräfte verschafften sich zunächst einen Überblick über die Vorkenntnisse der Kinder im Bereich Technik.
„Ich war überrascht, dass keines der Kinder in meiner Gruppe den Begriff ‚Technik‘ kannte. Sie versuchten nicht einmal zu raten, was dahinterstecken könnte! Dabei zeigte sich, wie wichtig es ist, auf einer grundlegenden Ebene anzufangen und sie spielerisch in das Thema Technik einzuführen.“
Evelina Maurits und ihre Teammitglieder beschlossen, sich in einem ersten Schritt auf Alltagstechnik zu konzentrieren. Ziel war es, den Kindern bewusst zu machen, dass wir überall von Technik umgeben sind: angefangen bei der Kleidung, die wir tragen, bis hin zu den Geräten, die wir in der Küche benutzen.
„Wir machen die Kinder darauf aufmerksam, dass bei allem, was wir tun, Technik im Spiel ist. Wenn ein Kind den Reißverschluss seiner Hose öffnet oder aus einem Glas trinkt, geben wir den Hinweis, dass das Technik ist. Wir wollen die Kinder auch dazu ermutigen, Technik zu erkunden und zu thematisieren, indem wir Fragen stellen wie: ‚Was passiert, wenn man Suppe mit einer Gabel isst?‘ oder ‚Kann man eine Kartoffel ohne Kartoffelschäler schälen?‘“
Erkundung durch Lesen und Spielen
Die Kita Björnflokan beschäftigt sich mit Sprachentwicklung und kombiniert das Technikprojekt mit Vorlesen. Die Kinder können technische Gegenstände in Büchern identifizieren und über ihre Funktion sprechen, beispielsweise darüber, warum ein Licht brennt, wenn es dunkel ist. Evelina Maurits berichtet, dass die Kinder auch Aktivitäten schätzen, bei denen sie nach versteckten technischen Gegenständen suchen können, sowohl drinnen als auch draußen.
„Besonders gut gefällt es den Kindern, wenn wir Gegenstände verstecken und sie diese suchen sollen. Wir veranstalten auch Technik-Jagden. Dabei suchen die Kinder im Garten nach Gegenständen wie Steinen, Stöcken und Schaufeln und denken darüber nach, ob es sich um Technik handelt oder nicht.“
Aktivitäten im Rahmen des Technikprojektes:
- Technik-Tafel
- „Ein Gegenstand soll weg“
- Technik-Memory
- Vorlesen
- Technik-Jagd
- Versteckte Gegenstände
- Erkunden von Alltagstechnik und darüber nachdenken

Nicht nur in der Kita zahlt sich das Lernen aus, sondern pädagogische Fachkräfte berichten, dass die Kinder ihr Interesse an Technik mit nach Hause nehmen. Mehrere Erziehungsberechtigte haben berichtet, wie Kinder technische Gegenstände im Alltag erkennen und ihre Funktionen erklären.
„Eine Erziehungsberechtigte berichtete uns, dass ihr Kind nach Hause kam und erklärte, was ein Schalter ist und wie er funktioniert. Andere Kinder haben zu Hause auf Taschenlampen gezeigt und gesagt: ‚Das ist Technik‘, oder sie haben in Büchern technische Gegenstände entdeckt und ihren Eltern deren Funktion erklärt.“
Nächster Schritt: Erkunden von Technik außerhalb der Kita
Das Projekt wird während des gesamten Kitahalbjahres fortgesetzt und Evelina und ihre Kollegen planen, die Technikarbeit um neue Elemente wie digitale Werkzeuge und Fahrradausflüge zu erweitern.
„Wir haben neulich Lastenfahrräder für die Kita bekommen. Damit wollen wir die Technik in unserer lokalen Umgebung durch Fahrradtouren erkunden. Darüber hinaus planen wir die Einführung von digitalen Werkzeugen wie dem Roboterball von Sphero und Blue-Bot.“
Wie arbeiten Sie mit dem Technikprojekt in Unikum?
„Wir begannen mit der Erstellung eines groben Plans in Unikum Share, in dem wir die allgemeinen Ziele und den Rahmen für das Projekt festlegten. Jede Woche schreiben wir dann Reflexionen zum Verlauf der Arbeit, wobei wir uns darauf konzentrieren, welche Aktivitäten das Interesse der Kinder geweckt haben und was eventuell angepasst werden muss. Diese Reflexionen helfen uns, das Projekt zu bewerten und an die Bedürfnisse und Interessen der Kinder anzupassen. Die Reflexionen bilden außerdem die Grundlage für die Analyse, die wir dann in Unikum dokumentieren. Die Planung ist ein dynamisches Dokument, das im Verlauf des Projekts aktualisiert wird.
Darüber hinaus führen wir für jedes Kind einen individuellen Lernlog, in dem wir einmal im Monat seine Entwicklung und Teilnahme am Projekt dokumentieren. Jeden Freitag veröffentlichen wir außerdem einen gemeinsamen Lernlog, das Eltern und pädagogische Fachkräfte einen Einblick in die Arbeit und den Lernfortschritt der Kinder gibt.“
Drei Tipps für erfolgreiche Technikprojekte in Kitas:
- Trau dich – lass dich von Technik nicht abschrecken! Man muss nicht über Fachkenntnisse verfügen, um Technik gemeinsam mit Kindern zu erkunden.
- Lies dich ein – vertiefe deine Kenntnisse über technische Bildung, indem du Bücher zu diesem Thema liest!
- Erkunde Technik gemeinsam mit den Kindern – lerne gemeinsam mit den Kindern und habe keine Angst zu scheitern! Das gehört zum Lernen dazu.